Geschichte
Geschichte des Kleinwalsertals
Vor 9000 Jahren
Nur wenig wissen wir von den Steinzeitjägern, die sich vor 9000 Jahren im Kleinwalsertal aufhielten. Bei mehreren Ausgrabungen wurden Pfeilspitzen und Steinwerkzeuge gefunden. Am Bärenkopf wurde ein kleines Bergwerk gefunden, an dem Radiolarit zur Herstellung von Steinwerkzeugen und Pfeilspitzen, abgebaut wurde.
Illustration von Detlef Willand
1059 nach Christus
Kaiser Heinrich IV. schenkt dem Bischof Heinrich von Augsburg einen Wildbann, der das Kleinwalsertal und den Tannberg (Lech, Warth, Schröcken) umfasst. In der Urkunde tauchen Flurnamen wie u.a. Praitahe (Breitach) und Widerostein (Widderstein) auf.
Die Walser besiedeln das Kleinwalsertal - um 1300 nach Christus
Aufgrund von Erbteilungen der Grafen von Montfort und von Werdenberg erfuhr Vorarlberg seit der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts eine intensive Phase des Ausbaus. Es wurden zahlreiche Burgen errichtet und es entstanden die Städte Bregenz und Bludenz. Von der Geschichtsforschung wird heute in diesem Zusammenhang auch die Ansiedlung der Walser in den Hochlagen Vorarlbergs gesehen, die für das Jahr 1313 für Laterns und Damüls urkundlich belegt ist.
Die Wanderung der Walser begann im Schweizer Kanton Wallis. Über die möglichen Gründe für die Auswanderung aus dem Wallis kann nur spekuliert werden: Überbevölkerung, Klimaveränderungen, Armut oder einfach die Lust am Abenteuer. Die Siedlungen der Walser in Vorarlberg, die ein Viertel der gesamten Landesfläche einnehmen, sind in ihrer Gesamtheit die am spätesten besiedelten Gebiete Vorarlbergs. Walser besiedelten u.a. das Laternsertal, Damüls, das Große Walsertal, das Brandnertal, das Silbertal, den Tannberg (Lech, Warth, Schröcken) sowie das Kleinwalsertal.
Die Siedler erhielten an vielen Orten das "Walserrecht" (Kolonistenrecht), das heißt die persönliche Freiheit, das Recht zur Bildung eigener Gerichtsgemeinden und das Recht der freien Erbleihe von Grund und Boden. Dies besagte, dass beim Tod eines Siedlers das Gut auf seine Erben überging. Das "Walserrecht" wurde gegen einen mäßigen Zins und die Verpflichtung zum Kriegsdienst gewährt.
Das Kleinwalsertal wurde um 1300 vom Tannberg her über den Hochalp- und Gemstelpass besiedelt. Der Legende nach sollen fünf Walliser Familien unter Führung von Hans Wüstner vom Tannberg über den Hochalppass das noch unbewohnte Breitachtal besiedelt haben. Die ersten Häuser standen vermutlich in Bödmen, einem Ortsteil von Mittelberg. Die Neusiedler erhielten das Land von den schwäbischen Grafen von Rettenberg zum Erblehen. Zuvor wurden Teile des Tales als Alpen und Jagdgebiet genutzt. Das Tal gehörte zunächst zum Walser Gericht Tannberg und erhielt im Jahr 1563 ein eigenes Gericht das "Gericht Mittelberg" zuerkannt, das bis 1807 bestand.
Bild von Otto Schneider
1423
Die Walser erwerben erstmals das Recht zur Benützung eines Fuhrweges über Kornau nach Oberstdorf. Dieser steile Weg führte von Riezlern über die Westeggalpen und Amansalpe ins Allgäu.
1451
Durch mehrere Erbteilungen gelangte das Kleinwalsertal an die Grafen von Heimenhofen. Im Jahre 1451 eroberte Herzog Sigmund von Tirol mit Waffengewalt den Tannberg - zu dessen Gericht das Tal gehörte - und gelangte dadurch 1453 mit zwei kurzen Unterbrechungen zu Österreich. Graf Ulrich von Werdenberg-Sargans und Ritter Hans von Rechberg werden von Walsern am Tannberg (Lech) wegen einer Streitsache festgesetzt. Herzog Sigismund von Tirol- aus dem Hause Habsburg – fordert die Freilassung seiner Getreuen. Da sich die Walser weigerten (nur Graf Ulrich kam frei), unterwarf er den Tannberg und Mittelberg mit Waffengewalt.
Tourismus
Seit der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert wandelte sich das Kleinwalsertal langsam vom Bauern- zum Tourismusland. Während sich zu Beginn noch einzelne "Sommerfrischler" und vor allem adelige Jagdpersonen im Tal aufhielten, lernten bald immer mehr Gäste das Tal sowohl im Sommer als auch im Winter schätzen. 1911 gründete der deutsche Arzt Dr. Max Backer in der Schwende eine Hochgebirgsklinik, die das Tal vor allem in Deutschland bekannt machte. Auf Grund des Zollanschlussvertrages konnte die Gemeinde 1933 eine Ausnahmeregelung der 1000-Mark-Sperre (Ausreise-Sperrmaßnahme Deutschlands gegenüber Österreich: eine Visumsgebühr von 1000 Reichsmark wurde erhoben) erwirken. Dies führte zu einem stark wachsenden Fremdenverkehr, der nach dem Zweiten Weltkrieg noch weiter ausgebaut wurde.
1930